Carolus Magnus Wilhelm Hutschenreuther

Der Porzellanpionier – Carolus Magnus Hutschenreuther 
geb. 9. April 1794 in Wallendorf/Thüringen
verst. 10.11.1845, alt 51 J 7 M

Hutschenreuther-portraet

Die Ehefrau:
Johanna Maria Barbara Reuß
geb.21.11.1796 zu Weidenberg
verst. 3.09.1864 zu Hohenberg

Eheschließung in Hohenberg am 22.12.1816

9 Kinder:
Lorenz Christian Friedrich * 8.05.1817 + 8.10.1886
Christian Wilh. Leonhard *30.12.1818+21.011877
Caroline Ernestine Henriette *22.10.1820 + k.A.
Friedemann Wilh. Theodor *30.09.1822 + k.A.
Joh. Christoph Gregorius * 7.03.1825   + 3.11.1902
Sophia Henriette Carolina Th. * 8.11.1826 + 22.011900
Elisabetha Chris. Friederica *26.12.1828 + 6.07.1886
Antonie Carolina *7.06.1831 + 1893
Karoline Wilhelmine Sophie*4.09.1835 + 31.07.1910

Der Siegeszug eines Porzellans, das an “Güte und Feinheit keinem anderen nachsteht”, nimmt seinen Anfang in dem an der Grenze zu Böhmen gelegenen kleinen Marktflecken Hohenberg.

Hier hält C.M.Hutschenreuther, geboren im coburgischen Wallendorf, als zweitjüngstes von 16 Kindern, auf seinen Verkaufsreisen als Porzellanhändler in die böhmischen Bäder Einkehr bei seinen Verwandten, dem Oberförster Ernst Ludwig Reuß auf Burg Hohenberg. Die Mutter von C.M.Hutschenreuther und die Großmutter seiner zukünftigen Ehefrau waren Schwestern. Deren Vater wiederum stammt aus Weidenberg/Rosenhammer. In Hohenberg lernt C.M.Hutschenreuther seine zukünftige Ehefrau kennen, nämlich die älteste der drei Töchter vom Oberförster Reuß. Die Verlobung erfolgt Ende 1814, die Hochzeit feiert man 2 Jahre später. In den folgenden Jahren schafft es C.M.Hutschenreuther unter schwierigen Bedingungen auf dem Zechengelände der ehemaligen Alaunhütte „Freundschaft“ seine eigene Porzellanfabrik aufzubauen, nachdem er 1919 das Gelände der „Freundschaft“ mitsamt einem der vier Bergleutehäuslein für 500 fl. erworben hat. Sein vorheriger Plan, das Schloß Hohenberg zu kaufen und hier eine Malerei-Abteilung einzurichten, wurde nicht genehmigt. Kaolinvorkommen am nahen Steinberg, Feldspat und Quarzlagerstätten in der näheren Umgebung begünstigen das Unternehmen. Nach jahrelangen Bemühungen erhält er im November 1822 endlich die kgl. Concessionsurkunde zur Errichtung und Betreibung einer eigenen Porzellanfabrik.

Der Ehe entsprießen 9 Kinder. Die ersten 2 Kinder werden sicherlich noch im Schloß bei den Schwiegereltern geboren, die folgenden 7 Kinder alle auf der „Freundschaft“. Die Ehefrau arbeitet noch zu Lebzeiten ihres Mannes tatkräftig an seiner Seite. Neben der Erziehung der Kinder hat sie sicher die Sorgen und Nöte ihres Mannes geteilt und an den Problemen eines expandierenden Unternehmens teilgenommen.

Nach dem Tod von C.M.Hutschenreuther 1845 führt die Ehefrau laut Testament, zusammen mit den beiden ältesten Söhnen Lorenz und Christian das Werk ihres Mannes fort. 1860 übergibt sie die Firmenleitung an ihren zweitgeborenen Sohn Christian.

C.M.Hutschenreuther ist eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, geformt von den vielen Hürden, die er im Umgang mit Ämtern und Behörden zu nehmen hatte. Dass der Schwung dieses Mannes auch durch lokalpatriotische Intrigen gebremst wurde, sollte man nicht für möglich halten. Ohne an den wirtschaftlichen Nutzen für den Ort durch seine Firmengründung zu denken, sahen die Ortsansässigen, die Nachkommen mittelalterlichen Bürgertums, ihre überschaubare Ordnung bedroht. Auf den „Zugereißten“ schaute man überheblich herab, seinen zugewanderten Facharbeitern misstraute man als „Ausländer“. Das Privatleben von „Hutschenreuther und Consorten“ wurde fortwährend argwöhnisch beobachtet. So dokumentiert 1822 eine Anzeige des Kunstmalers Ludwig Gerlach gegen Hutschenreuther wegen einer angeblichen Bedrohung durch diesen. Die Affäre beschäftigte mehrmals den Magistrat, der die Anzeige wegen des „tumultarischen Betragens“ und „absichtlicher thätlicher Misshandlung“ an das Landgericht Selb weiterleitete. Die gerichtliche Auseinandersetzung ging bis vor den Apellationsgerichtshof Bamberg, wo Hutschenreuther freigesprochen wurde.

Ergötzlich auch eine andere Geschichte. Nachdem Hutschenreuther mit Gefolge zum Regierungsjubiläum des Königs auf einem von der Bürgerschaft veranstalteten Ball „wegen unartigen Betragens der hiesigen Bürger“ nur kurz anwesend war, veranstalteten sie anschließend im „Fürstenhaus des Schlosses“ ein privates Tanzvergnügen, ohne vorher eine polizeiliche Genehmigung eingeholt zu haben. Die Folge war, dass der Magistrat ein Kommando der Bürgerwehr in die Burg entsandte, welches die sofortige Einstellung der Musik und des Tanzes verfügte. Auf Beschwerde von HU rechtfertigte der Magistrat sein Vorgehen beim Landgericht Selb, das der Einsatz gegen die nicht genehmigte Tanzveranstaltung sich gegen die „höchst arroganten Ausländer“ richtete. Der Magistrat stellte dem „Hutschenreuther und Consorten“ die Kosten des Einsatzes mit 3 Gulden 27 Kreuzer in Rechnung.

Traurig ist eine spätere Geschichte. Nachdem 1843 in einer Bürgerversammlung sich eine Mehrheit der Bürger gegen eine Aufnahme des „Porzlain-Fabrik-Besitzers“ Hutschenreuther in die “Klasse der hiesigen Bürger“ (=Bürgerrecht) aussprach, wurde der Magistrat erst auf Straf-Androhung des Landgerichts Selb gezwungen, Hutschenreuther in den „Genuß (seiner) gemeindlichen Rechte“ zu setzen. Der Magistrat stellte nun ein Leumundszeugnis aus, in welchem die unternehmerischen und charakterlichen Eigenschaft überschwenglich herausgestellt wurden.

Eine späte Genugtuung für C.M.Hutschenreuther. Dieser starb zwei Jahre später im .November 1845 im Alter von knapp 52 Jahren. Diagnostiziert wurde Brustentzündung, Silicose wird es wohl gewesen sein.

Das Lebenswerk von C.M. Hutschenreuther besteht darin, dass er es schaffte, aus kleinsten Anfängen heraus ein Werk aufzubauen, welches unter seinen Nachfolgern stetig wuchs und letztendlich zu einem Konzern von Weltgeltung aufstieg.

Die Stadt Hohenberg gedachte in einer würdigen Feier auf Burg Hohenberg des Mannes, der vor 200 Jahren den Grundstein für das Hohenberger Unternehmen legte, dessen Ausstrahlung in den folgenden Jahrzehnten zu weiteren erfolgreichen Firmengründungen in der Porzellanindustrie im ostfränkischen Raum führte. Die Laudatio hielt der Regierungspräsident von Oberfranken Wilhelm Wenning

Siegfried Röder


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