Ende 1940 werden auf dem südlichen Firmengelände der C.M.Hutschenreuther AG, Hohenberg a.d.Eger Holzbaracken als Unterkünfte für kriegsgefangene, französische Soldaten errichtet. Später kommen noch Polen und Russen hinzu, die als Zwangsarbeiter hier zum Teil untergebracht werden.
Ein vorhandenes Verzeichnis listet 23 polnische Personen namentlich auf, die am 9. Und 11. Dezember 1942 der Porzellanfabrik als Arbeitskräfte zugewiesen werden. Am 24. März 1943 teilt Hohenbergs Bürgermeister Hans Rußwurm dem Landrat des Kreises Rehau die Anzahl der in Hohenberg beschäftigten „Ausländer“ mit: 13 Polen, 50 Polinnen, 9 Weißruthenen, 2 Russen und 6 Russinnen, insgesamt 80 Ausländer.
Die Zwangsarbeiter werden überwiegend in der Porzellanfabrik eingesetzt, aber auch bei örtlichen Bauern in der Landwirtschaft – z.B. in Fischern, aber auch in Gewerbe- Betrieben (z. B. in Bäckereien) werden sie dringend benötigt.
Ein Schreiben der C.M.Hutschenreuther AG vom 14. März 1946 an die Stadtverwaltung Hohenberg listet 51 polnische Arbeitskräfte auf, deren Quittungskarten bei der Landesversicherungs-Anstalt in Bayreuth vorgelegt wurden, mit der Bemerkung, dass es sich bei allen Versicherten um Ausländer handelt, die inzwischen alle bereits wieder nach Polen zurück gekehrt sind.
Nach Kriegsende 1945, werden die nun leer stehenden Baracken als Wohnraum für die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, aus Schlesien und dem Sudetenland dringend benötigt.
Die Wohnungsnot ist groß. Zählt die Stadt Hohenberg 1939 insgesamt 1098 Einwohner, steigt die Zahl durch den Zustrom von über 500 Flüchtlingen und Aussiedlern auf 1675 (so 1950) Einwohner. Der Bedarf an Wohnraum ist riesig, da durch den Beschuss im April 1945 zusätzlich 30 % der Gebäude zerstört worden waren.
In den behelfsmäßigen Räumen der Holzbaracken sind bis zu 20 Familien untergebracht. So z.B. die Lehrerfamilie Fritz Lehmann, die Familien Johann Müller, Oswald Morauer, Walter Opitz, Kurt Hoffmann, Georg Pfeifer, Willi Lausch, ferner die Familien Wagner, Schuberth, Dierl, Hoffmann/Thaliker und Bareuther….. um nur einige zu nennen.
Oswald Morauer betreibt hier ein Gewerbe als Uhrmacher von 1946 – 1953, ferner einen Kleinhandel mit Tabakwaren, mit Flaschenbier und Teichwaren. Für Reparaturen, insbesondere Motorräder und Fahrräder ist er ein gesuchter Fachmann.

Oswald Morauer beim Hölzsägen. Die Säge ist Marke Eigenbau.
Dahinter aufgebockt sein Motorrad DKW 98 ccm, Baujahr 1937 aus Chemnitz
Aufnahme 28.05.1954 von Adolf Fikentscher
Das die Bewohner trotz misslicher Umstände ihren Sinn für Humor nicht verlieren, zeigt sich daran, dass sie zum Wiesenfest 1952, dessen Festwägen unter dem Motto „Das deutsch Volkslied“ von den beteiligten Vereinen gestaltet werden, ihren Wagen humorvoll getreu der Operettenmelodie „Lustig ist das Zigeunerleben“ schmücken.

Wiesenfest 1952
der geschmückte Festwagen der Barackengemeinschaft
Zwischenzeitlich kommt der Neubau von Siedlungen und Wohnhäusern in Hohenberg zügig voran. Drei örtliche Bauunternehmen (Walter Engelmann, Stefan Tommerle und Herbert Hartmann) errichten Wohngebäude, sodass die Familien ab 1954 aus den Baracken in moderne Wohnungen umziehen können.
Die Baracken werden um 1958/60 abgerissen und das Gelände eingeebnet. Von der damaligen „Hutschenreuther Sportförderung“, hier maßgeblich unterstützt von Hutschenreuther Direktor Karl Gebhardt, wird das Gelände für ein Faustball-Spielfeld, Einweihung 1978, dem örtlichen Turnverein zur Verfügung gestellt.
Siegfried Röder