Grenzlandspiele auf Burg Hohenberg 1961

Auf Initiative der sudetendeutschen Grenzland Akademie, unter der Leitung von Ing. Herbert Schmidt, wurden erstmals Grenzlandspiele auf Burg Hohenberg vom 25. bis 28. August 1961 durchgeführt. Die künstlerische Leitung hatte Dr. Reinhold Netolitzky mit seiner Bühne „Der Morgenstern“ aus Schleswig-Holstein.

Grund- und Leitgedanke der Spiele waren politisch-kultureller Art und stehen der Geschichte dieses Raumes und des Egerlandes nahe.

Mit der Aufführung des geistlichen Stücks aus Oberufer (einem kleinen – zerstörten –  Dorf bei Preßburg/Bratislava) „Das Paradeisspiel“ in der örtlichen Evang. Pfarrkirche wurden die Spiele feierlich eröffnet. Das Stück aus dem hohen Mittelalter „offenbare die Wünsche und Ohnmacht des Menschen, der sein Leben nur dann sinnvoll leben kann, wenn „eine Hand von oben“  es leitet… und ….  wohin der Mensch gelangt, wenn er Gott ungehorsam wird und dem „Träger der Verneinung“  (der Teufel) sein Ohr leiht.“

Die Spielreihe fand ihre Fortsetzung auf der Freiluftbühne im Burghof mit der Aufführung der drei Schwänke von Hans Sachs: „Der Teufel nahm ein altes Weib“, hier erzählt Sachs wie der Teufel selbst übers Ohr gehauen wird und reumütig wieder in die Hölle zurückkehrt, weil ihm sein Weib auf Erden schon die Hölle bereitet.

Im zweiten Schwank „Sankt Peter vergnügt sich auf Erden“ bettelt Petrus, den Freuden des Lebens, dem Wein und dem guten Essen nicht abhold, dabei listig mit den Äuglein zwinkernd, dem Herrgott die Erlaubnis ab, während der Fastnacht drei Tage auf die Erde zu seinen Kumpanen zurückkehren zu dürfen.

Im letzten Stück „Der Krämerskorb“ geht es um die Frage, ob die Frau den Krämerskorb tragen solle oder nicht, mit all seinen Verwicklungen, Streitigkeiten und Ansichten, psychologisch bestens herausgearbeitet.

Fränkischer Humor und Mutterwitz feiern hier fröhliche Urständ. Zwerchfellerschütternde Szenen und Situationen, illustriert durch die derb-fränkische Ausdrucksweise  des Mittelalters, stürzten das Publikum in Ozeane von Heiterkeit.

Der Samstagabend war dem Spätwerk von Franz Grillparzers Tragödie „Libussa“ gewidmet. Hier geht es um eine Sage aus der Geschichte Böhmens. Beim Tod des Stammesgründers Krok, dieser hat die Töchter Kazi, Teta und Libuse, übernimmt die Jüngste, Libussa, die Führung des Stammes und gründet einen amazonenhaften Idealstaat, der aber an der menschlichen Unzulänglichkeit scheitert.

Sie vermählt sich mit dem Bauern, Primislaus, der die Staatsführung an ihrer Seite übernimmt. Dadurch aber tritt sie aus dem ihr zugewiesenen Kreis und zerbricht schließlich daran, nachdem sie Primislaus einen Sohn geboren hat. Vor ihrem Tode gibt sie noch seherische Prophezeiungen über die Zukunft ab.

Diesem Drama liegt zugrunde die Idee der Hinüberführung eines Volksstammes in das Gefüge eines Ordnungsstaates und die Gründung der Stadt Prag.

Die Grenzlandspiele waren trotz aller Bedenken gegen die Aufführung von „Libussa“ ein voller Erfolg und es wurde die Hoffnung ausgesprochen, dass sie für die kommenden Jahre beibehalten werden können. (Eine Forstsetzung bzw.  weiterer Ausbau der Grenzlandspiele erfolgte jedoch nicht).

Siegfried Röder, Nov. 2016


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: