Die Hohenberger Bevölkerung und ihre Gemeindevertretung erkennen schon frühzeitig die Notwendigkeit einer eigenen Sparkasse. Folglich beschließt der Magistrat am 13. April 1874, die Gründung einer Kasse zu veranlassen. „Allenfallsige Überschüsse sind für wohltätige Zwecke, insbesondere für einen Spitalaufbaufonds anzusammeln“, so heißt es u.a. im Sitzungsprotokoll.

Grundgedanke der Sparkassengründung ist sicherlich wie auch anderswo, der Bevölkerung die Möglichkeit einer verzinslichen Ersparnisbildung für Notfälle zu geben.
Dem damaligen Magistrat gehören die Herren Heinrich Wolf, Johann Sack, Johann Kärner, Johann Nicol Zeitler, Martin Stöhr und Christian Singer an.
Sie genehmigen in der Sitzung vom 20. Januar 1875 den Entwurf der Satzung. Nach Zustimmung des königlichen Bezirksamts Rehau, steht der Errichtung einer Sparkasse nichts mehr im Wege.
Laut Sitzungsprotokoll vom 30. März 1875 werden Marktschreiber Martin Wölfel als Kassier und Magistratsrat Friedrich Mainer als Kontrolleur ernannt. Auch wird beschlossen, 500 St. Sparkassenbücher drucken zu lassen. Die Geschäfte werden in den Büroräumen des neuerbauten [1871] Rathauses abgewickelt. So werden am 1. Juli 1875 die ersten sieben Einzahlungen in Höhe von 782,– Mark getätigt. Der erste Kunde ist Frau Babetta Kammerer. Sie zahlt einen Betrag in Höhe von 20,– Mark ein.
Der erste Geschäftsbericht erstreckt sich vom 1. Juli 1875 bis zum 31. Dezember 1875 und weist bereits 57 Sparkonten mit einer Gesamteinlage von 5747,– Mark aus. Die Einlagen werden mit 3 3/10 Prozent verzinst. Geöffnet ist anfangs nur samstags von 17.30 Uhr bis 19.00 Uhr. Ab 1919 werden die Geschäftszeiten ganztägig auf die ganze Woche erweitert. Bereits 1913 gibt sich die Sparkasse eine eigene Geschäftsordnung, 1917 tritt sie dem Bayerischen Sparkassenverband bei.
Die Jugend zum Sparen hinzuführen ist schon frühzeitig ein Anliegen der Sparkasse. Unter Vorsitz von Bürgermeister Lorenz Jäckel beschließt der Magistrat am 7. Februar 1918 deshalb die Einrichtung einer Schulsparkasse. Dem Vorstand gehört der Lokalschulinspektor und Pfarrer Hans Kern als Vorsitzender, die Lehrer Georg Jahreiß und Adam Thiem als Einnehmer, Schneidermeister Adolf Schmidt als Vertreter der sparenden Schulkinder und Wilhelm Kleemeier als Sparkassenverwalter an. Zum 1. Mai 1918 wird das Schulsparen in Hohenberg eingeführt, 1921 bezieht die Sparkasse die Volksschule Schirnding in das Schulsparen ein. Auch die Schule in Neuhaus a. d. Eger wird ebenfalls durch die Hohenberger Sparkasse betreut.
Durch die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs durch Scheck, Überweisungen und Kontokorrent am 10. Februar 1919 wird das bisherige Sparinstitut zur vollwertigen Geschäftsbank. Infolge des Zusammenbruches des Deutschen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg und der damit ausgelösten Inflation erfolgt im November 1923 eine Währungsumstellung, wobei die Sparer schwer getroffen werden. Doch der sprichwörtliche Fleiß und die Sparsamkeit der Hohenberger führt bald wieder zu wirtschaftlichem Aufschwung.
Am 1. Februar 1936 gibt die Sparkasse Hohenberg ihre Selbständigkeit auf und wird zur Hauptzweigstelle der durch den Zusammenschluss der Sparkassen Selb (gegr. 1853), Rehau (gegr. 1862), Schönwald (gegr. 1901) und Hohenberg gebildeten Zweckverbandssparkasse mit dem Namen „Vereinigte Sparkassen im Landkreis Rehau und der Stadt Selb“. Diese Fusion bewirkt eine bemerkenswerte Steigerung der Finanzkraft der vereinten Sparkassen.
Die gestiegene Erhöhung des Arbeitsaufwandes bewirkt auch, dass der Arbeitsanfall nicht mehr in den Amtsräumen der Stadtverwaltung bewältigt werden kann. Man schafft Abhilfe dadurch, dass die vorhandene Wohnung im 1. Stockwerk des Rathauses zu separaten Geschäftsräumen für den Sparkassenbetrieb umgebaut wird.
Mit der kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung der Hohenberger Sparkasse sind in den nächsten Jahren nachfolgende Namen untrennbar verbunden. Personen, die sich mit aller Kraft für die Belange der Sparkasse einsetzen:
Wilhelm Kleemeier, Oberinspektor, 27 Jahre lang, von 1909 bis 1936.
Rudolf Weiß, Oberinspektor, 6 Jahre lang, von 1936 bis 1942 in politisch schwierigen Zeiten.
Josef Hoffmann, Sparkassenleiter, 30 Jahre lang, von 1947 bis 1977. Hoffmann zeichnet in der stürmischen Zeit der Währungsreform verantwortlich. Am 18. Juni 1948 verkünden die Militärgouverneure das „Gesetz zur Neuordnung der deutschen Währung“, wodurch alles Altgeld 3 Tage später seine Gültigkeit verliert. Pro Person werden 60 Altmark gegen 40 DM getauscht. Die Ersparnisse bei der Sparkasse werden mit einem schlechten Wechselkurs von 10 : 0,65 bewertet. Wieder zerrinnt das für Notzeiten Angesparte des kleinen Mannes.
Die Verwaltungsräume im Rathaus sind schon bald für eine reibungslose Abwicklung des steigenden Geschäftsverkehrs Ende der 50er Jahre nicht mehr ausreichend, sodass 1964 der Beschluss gefasst wird, ein eigenes Sparkassengebäude zu errichten. Ein Grundstück beim Pflanzgarten bei der Friedenseiche wird erworben und unter Leitung des Hohenberger Architekten Robert Neidhardt dort ein Neubau erstellt. Am 29. Mai 1967 wird das neue Sparkassengebäude seiner Bestimmung übergeben.
1969 wird das Rechnungswesen auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt, verbessert und ausgeweitet. Die Einführung der bargeldlosen Lohnzahlung in den 70er Jahren wäre ohne sie nicht vorstellbar gewesen. Seit 1983 ist die Sparkasse durch moderne Terminals direkt mit dem Zentralcomputer im Rechenzentrum verbunden.
Nach der Pensionierung von Josef Hoffmann, dieser stand insgesamt 42 Jahre im Dienste der Sparkasse Selb-Rehau, übernimmt ab 1.Februar 1978 Henning Wittig, aus Hamburg stammend, für die nächsten 2 ½ Jahre die Verantwortung. Unter seiner Führung etabliert sich ein erfolgreicher Effektenclub, der bis zum 31.Dezember 2015 besteht.
Nach einem Zeitungsbericht vom Juni 1980 beträgt die Gesamteinlage des Hohenberger Geldinstituts 16 Millionen Mark, darunter 12 Millionen Mark als Spareinlage auf ca. 2600 Sparkonten. Fast 1000 Girokonten erfordern jährlich bis zu 150 000 Buchungen.
Das 100jährige Jubiläum der Sparkasse wird im November 1975 und das 110jährigen Jubiläum im Oktober 1985, jeweils mit einem Festakt in der Turnhalle begangen. Ansprechende Broschüren, betitelt mit „Wie`s früher war“ – Bilder und Texte aus dem alten Hohenberg (1975) und „Bilder aus vergangener Zeit“ (1985) werden dazu von der Sparkasse Selb – Rehau herausgegeben und an ihre Kunden verteilt.
Werner Friedel, Sparkassenleiter, übernimmt ab Juni 1980 für die nächsten 35 Jahre (bis zu seiner Ruhestandsversetzung Ende Juni 2015 nach 44 Dienstjahren) die Verantwortung. In diese Zeit fallen weitere große Änderungen.
Ende Januar 1986 begeht der Sparkassenverband 50 Jahre „Vereinigte Sparkassen Selb, Rehau, Schönwald und Hohenberg“ .
Ein Highlight besonderer Art ist die Einweihung eines von der Sparkasse gestifteten steinernen Brunnens auf dem Burgplatz am 12. April 1986. Der Sparkassenvorstandsvorsitzende Karl Rogler übergibt in einem Festakt den Brunnen an die Stadt Hohenberg. Schöpfer des aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Objekts ist der preisgekrönter Entwurf von Christian Goetze der Berufsschule Stein Wunsiedel. Auf einer sechseckigen Grundform lagern sechs granitene Kugel, die die sechs Ämter im Landkreis Wunsiedel symbolisieren.
Zum 1. Januar 1992 fusionieren die Vereinigten Sparkassen im Landkreis Wunsiedel mit der Sparkasse Selb-Rehau zur Sparkasse Fichtelgebirge
Siebzehn Jahre Später, am 12. August 2009, entsteht die „Sparkasse Hochfranken“ durch die Vereinigung der Kreis- und Stadtsparkasse Hof mit der Sparkasse Fichtelgebirge, die bereits zum 1. August 2009 auf Sparkasse Hochfranken umfirmierte.
Betriebswirtschaftliche Gründe veranlassen die Sparkasse Hochfranken zu Rationalisierungs-maßnahmen. So schließt sich ab 1. Januar 2009 die Zweigstellen Hohenberg und Schirnding unter Sparkassenleiter Werner Friedel in der Form zusammen, dass die Geschäftszeiten in Hohenberg jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag stattfinden, in Schirnding am Dienstag und Donnerstag.
Die Befürchtungen, dass die Sparkasse in Hohenberg ganz geschlossen wird, wird Anfangs 2015 zur Gewissheit. Zum 31.März 2015 schließt die örtliche Zweigstelle Hohenberg ihre Pforte. Die Geschäftsaktivitäten werden ganztägig nach Schirnding verlagert. Hohenberg wird nun von Schirnding aus betreut. Damit beendet nach knapp 140 Jahren ein erfolgreiches bürgernahes Unternehmen, trotz Proteste aus der Bevölkerung, ihre Tätigkeit vor Ort.
Ab 1.Juni 2015 werden im ehemaligen Geschäftsgebäude der Raiffeisen-Filiale Hohenberg in der Schulstraße ein Drucker für Kontoauszüge und ein Automat zur Bargeldausgabe installiert. Ein Briefkasten nimmt nun schriftliche Mitteilungen und Aufträge entgegen.
Siegfried Röder, Ortschronist, im Juni 2015
Literatur und Quellen:
- Wie`s früher war – Bilder aus dem alten Hohenberg. Mit Beiträgen von Josef Hofmann, Wilhelm Kleemeier, Julius Neidhardt, Gerhard Rönsch, Georg Schönauer. Herausgegeben von der Sparkasse Selb-Rehau anläßlich des 100jährigen Bestehens der Sparkasse Hohenberg a.d.Eger (1975)
- Hohenberg a.d.Eger – Bilder aus vergangener Zeit. Herausgegeben von der Sparkasse Selb – Rehau, anlässlich des 110jährigen Bestehens der Sparkasse Hohenberg a.d.Eger (1985)
- Stadtarchiv Hohenberg a.d.Eger, Magistratsprotokolle,1873 – 1874, Nr. 011
Magistratsprotokolle, 1875 – 1876, Nr. 012
Geschäftsberichte, 1875 – 1886, o.Nr.
- Stadtchronik Bd. 4, 6 und 9