Dr. Ernst Zeh erwähnt in seiner „Heimatkunde des bayerischen Bezirksamtes Rehau“ (Rehau, 1919) im Kapitel „Volksgebräuche und Volksglauben“ auf S. 317 Brunnenfeste in Hohenberg:
„Einer besonderen Erwähnung wert ist dann das Fest der Brunnenreinigung in Hohenberg a.d.Eger, das heute noch am zweiten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird. Wenn man in Hohenberg den Mühlberg zur Eger hinabgeht, so liegt rechts an der Straße ein in Stein gefasster Brunnen, der das reinste und gesündeste Wasser des Ortes haben soll.
Die alljährliche Reinigung dieses Brunnens wird gewöhnlich von jungen Leuten besorgt, die den Mühlberg bewohnen. Nach der Reinigung vertauschen die Burschen ihre beschmutzten Werktagskleider mit dem sonntäglichen Gewand, ziehen dann mit Musik um den mit Blumen bekränzten Brunnen herum und begeben sich dann zum Tanze.“
Dr. Ernst Zeh stützt sich hier auf einen ausführlichen Bericht der Heimat und Volkskundlerin Wilhelmine Vogel, die um 1850 das „Volksfest“ der Brunnennachbarn arn Mühlweg ausführlich schilderte, „..das seit undenklichen Jahren“ begangen wurde.
Im Ort gab es sechs Brunnenanlagen, die von Brunnengemeinschaften unterhalten wurden. Ihr Standort verteilten sich auf den oberen, den mittleren und den unteren Markt..
Der „Wasserkasten im oberen Markt“ stand vor HsNr.79 (heute Burgplatz 5, Gasthof „Zur Burg“). Er wurde mittels einer Röhrleitung vom Überlauf des in der Vorburg stehenden Sammelbehälters der Schlosswasserleitung gespeist. Der Markts-Wasserkasten – dieser in Gemeindebesitz – musste von den Anliegern „…den Nutznießern in baulichen Würden gehalten werden.“ Der anfänglich hölzerne Brunnenkasten (1779 heißt es: …des anheuer neuerbauten Röhr-Castens….sollen von den [36] namentlich genannten anliegenden Hausbesitzern bezahlet werden) wurde 1848 durch einen steinernen Wasserkasten auf Gemeindekosten ersetzt. Um 1898 erwirbt die Marktgemeinde einen in Selb nicht mehr benötigten steinernen Brunnenkasten samt eisernem Standrohr für 400 Mark. Dieser wird 1934 abgebrochen um einen Erweiterungsbau des Gasthofes „Zur Burg“ Platz zu machen.
Zweigleitungen vom genanntem Wasserkasten führten zu einem steinernen Trog vor dem Haus Nr. 75 (jetzt Selber Str. 6) Dieser „mittlere Kasten“ im obern Markt war 1815 aus dem inneren Schlosshof erworben worden. 15 Hausbesitzer nützten und erhielten diesen Brunnen auf eigene Kosten.

Der 1815 aus dem Schlosshof demontierte und vor das Anwesen
HsNr. 75 (Selber Str. 6) aufgestellte Steintrog. (rechts im Bild)
Ein weiterer Teil des Überlaufs vom Marktskasten führte zu einem „Kasten am Krippnerischen Hause HsNr. 72 (jetzt: Im Winkel 9). Aus dem „Kasten im Winkel“, wie er auch genannt wurde, entnahmen 14 Häuser ihr Wasser.
Ein weiterer Trog stand gleich in der Nähe bei Stephan Röder Anwesen HsNr. 67 (jetzt: Im Winkel 4).
Bereits 1734 nützte der Förster Johann Stephan Öchsler den Überlauf aus dem Marktskasten. für sein Anwesen HsNr. 13 (jetzt: Kirchstraße 4). Im Partikular von 1787 heißt es: „…wegen des aus dem Herrschaftlichen Bronnen Kasten ein Zoll dick in diese ½ hohes Gebäude abführende Wasser nach dem gnäd. Decr: vom 11.März 1734“ zahlte dieser 15 Kr. Erbzinns.
1995, bei Renovierungsarbeiten im Hof seines Anwesens stieß Wolfgang Gollner noch auf diese alte Leitung, dessen föhrene Holzstämme (l: 255 cm, d: 27 cm ) eine mittige Bohrung von knapp 6 cm aufwies. Das hergeleitete Trinkwasser wurde in einem Brunnenkasten in der Hofmitte gesammelt, der Überlauf zu einem weiteren Steinkasten geführt, dessen Überlauf zum Bewässern des anschließenden Gartens diente.
Auch im gegenüberliegenden Anwesen HsNr. 12 (jetzt: Kirchstraße 3) befand sich unmittelbar an der südlichen Kirchhofmauer ein Steintrog zur Wasserentnahme.1787 heißt es: Zahlt jährlich 48 kr Erbzinns wegen gnädigst erwilligten Abstichs des durch den Garten gehenden Herrschaftl. Röhrwassers inhalts Decret. de 14.Maii 1786… d.h. die in die Vorburg führende Leitung wurde hier zur Wasserentnahme angezapft. Das Anwesen wurde 1706 vom damaligen Amtsverwalter Jacob Nürmberger errichtet..
Das daneben liegende Unteren Burggut HsNr.9 (jetzt: Schirndinger Str. 2), Besitzer Balthasar Keck, bekam um 1780 Wasser aus dem in der Vorburg befindlichen Bassin, welches in irdenen Röhren zu dem Steintrog vor dem Anwesen geleitet wurde. Im Partikular von 1787 heißt es: „…von dem durch diesen halben Guths Stall, das (vom) Herrschaftlichen Schloß geleitet werdende Bronnen Wasser, soviel als ein Röhrlein in der Oefnung von 3/8 Zoll mit fördern kann… Inhalts Decr: des 19. Marty 1781…“ zahlt 24 Kr. Erbzinns.“
Wasserkasten und Abfallwasser im oberen Markt war im Besitz der Marktgemeinde, die weiteren Brunnen nebst Zuleitungen waren in Privateigentum.
Großen Protest der Bürgerschaft gab es am 3. Mai 1734, als „die auf hiesigem Alaunwerk bauende Societät den halben Abfall von den obern Marckts-Röhrkasten…“ für sich abzweigen wollte, was jedoch nicht genehmigt wurde. Erst 1857 wurde der Fa. C.M.Hutschenreuther „…der Mitgenuss aus der ärarialischen Brunnenstube gegen einen jährlichen Wasserzins von 4 fl.“ eingeräumt.
Am Garten von HsNr. 34 (Milchhof, jetzt Hirtengasse 2) stand ein Wasserbassin (so 1893) das von dem auf der Flur „Badloh“ entspringender „Ell-Quelle“ gespeist wurde und wohl durch den hier wohnenden Wildmeister Elbinger um 1770 eingerichtet wurde..
Ein Überlauf der Ell-Quelle floss in einem weiteren Steintrog zwischen den Häusern Nr. 37 und Nr. 53 (jetzt Brunnengasse 3 und 5) und wurde zur Trinkwasserversorgung der Anwohner genützt.
Ein weiterer Überlauf dieser Quelle speiste den im unteren Markt zu einem „Wasserkasten an der Badloh (so 1893), der oberhalb des Gasthofs „Egertal“, HsNr.39 (jetzt: Selber Str. 69) stand.
Einen letzten „Quellbrunnen“ hatten sich vermögende Bürger der „Unteren Gmoi“ am unteren Ende des Mühlwegs erschlossen, dessen Wasser von der Flur „Peunt“ hergeleitet (?) und vor dem Anwesen HsNr.50 (jetzt: Selber Str.84) aus einem Steintrog mit fest überdachten Gehäuse geschöpft werden konnte. HsNr. 50 und 46 bildeten von 1694 bis 1717 ein Anwesen Hier war der Ort, wo die Hohenberger „seit undenklichen Jahren“ ihr Brunnenfest feierten
Am 4. Augst 1926 kündigt die „Arzberger Zeitung“ das Fest mit der Meldung an: „Am kommenden Sonntag feiert die „untere Gmoi Mühlweg“ das altherkömmliche Brunnenfest in Verbindung mit einem historischen Festzug.“
Eine spätere Notiz in der gleichen Zeitung (vom 7. August 1938) macht auf das gesellschaftliche Ereignis aufmerksam: „Um 1 Uhr nachmittags wird vom Brunnen aus ein Umzug durch die Ortsstraßen erfolgen. Nach Rückkunft zum Brunnen wird eine Ansprache zu einem Konzert überleiten, das in dem nahe dem Brunnen liegenden Garten der Gaststätte „Reichsgrenze“ (später „Brunnenstübl“) stattfindet. Ein Tanzvergnügen wird am Abend im Gasthof „Egertal“ den Tag der Brunnenfeier beschließen.“
Georg Schott und Peter Reul waren es nun, die sich besonders darum bemühten, den alten Festbrauch wieder aufleben zu lassen.“
Letzte Brunnenfeste fanden statt am 10.August 1958 (mit Festzug) und am 21.Juni 1959.

Das geschmückte Brunnenhaus zum Brunnenfest am 10. August 1958.

Festzug zum Brunnenfest am 10. August 1958.
Vorne rechts der Organisator Peter Reul.
Mit dem Straßenneubau der Ortsdurchfahrt 1969/70 fiel der Brunnen der Straßenbegradigung und der Anlage einer zurückversetzten Postbushaltestelle leider zum Opfer. Der Anlass zu einem Brunnenfest war nicht mehr gegeben.
(Text teilw. entn. und ergänzt aus „Die Freistatt“, Bd. XIII)
Siegfried Röder, Oktober 2016